ABSCHIED AUS DER GEMEINDE

29.10.2024 - ST. FRANZISKUS

Für mich plötzlich wurde ich durch Anordnung des Personalchefs zum 1. November 2024 versetzt. Deswegen muss ich mich leider nach mehr als 20 Jahren aus Frankfurt verabschieden.

Ich bedauere sehr, in der Pfarrei begonnene Projekte nicht weiterführen zu können. Vor allem während der gerade angefangenen Firmvorbereitung kann ich diese nicht bis zur Firmung der Jugendlichen fortführen, was mich reut. Genau so werde ich die Kontakte gerade zu sozialen Einrichtungen der Caritas und Diakonie, sowie anderen Trägern in Frankfurt nicht weiter aufrechterhalten können. Dies war mir ein selbstverständliches Anliegen, ausgehend von den sechs Werken der Barmherzigkeit nach dem Matthäus-Evangelium: Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte kleiden, Fremde beherbergen, Kranke pflegen und Gefangene besuchen. Diesen Werken wurde im Frühmittelalter als siebtes Werk die Verpflichtung zum Begraben der Toten hinzugefügt.

Thomas von Aquin (+ 1274) beschreibt einen Barmherzigen als jemanden, „dessen Herz, elend durch die Trauer über fremdes Elend wie über eigenes Elend, angeregt wird, zur Überwindung fremden Elends wie eigenen Elends tätig zu werden”. Barmherzigkeit ist damit zu verstehen als das „Mit-Leiden” mit einem Bedürftigen. Auch das Wort Almosen, aus dem Griechischen abgeleitet, bedeutet Barmherzigkeit. Ursprünglich zeigte Gläubige also mit dem Almosen, das den Bedürftigen gegeben wurde, dass man mit ihnen litt und ihr Leid als das eigene betrachtete. Der Evangelist Markus stellt diese Werke in seinem Evangelium in den Zusammenhang der „Gerichtsrede“. Diese wiederum bildet den Abschluss der Berichte des Handelns Jesu vor dem Eingang in die Passionserzählung und gibt so einen exemplarischen Leitfaden des Handels aus jüdischer und frühchristlicher Tradition heraus.

Mir war es immer ein innerer Schmerz Menschen zu Grab zu tragen, und der einzige zu sein, der dem Verstorbenen gedachte. Oder Menschen in der Obdachlosigkeit zu wissen, in Altersarmut oder in vielfältiger Not auf der Straße, in Beeinträchtigung oder im Knast. Hinzuschauen, wo schon das Hinsehen schmerzt und Christentum weh tut, weil es Überwindung eigener Bequemlichkeit in der Hilfe bedarf. Das habe ich versucht aufzuzeigen, gerade in den Begegnungen, die ich für Jugendliche in der Vorbereitung auf die Firmung ermöglicht habe. Dort war es mein Anliegen, eine Kirche gezeigt zu haben, die ihren Auftrag darin sieht Not wahrzunehmen und zu versuchen diese zu beheben.

Deswegen danke ich für vielfältiges Engagement und den Dienst an den Orten unserer Pfarrei und darüber hinaus, an denen die Sorge der Menschen gesehen wird deren Not zu lindern. Zu danken habe ich für vielfältig gute Zusammenarbeit und Austausch in der Firmkatechese, im Bereich der liturgischen Dienste, der Gremien und des Verwaltungsrates, der Jugendarbeit und der Musik oder der Ökumene, beispielhaft am geschwisterlichen gemeinsamen Feiern der Gegenwart Gottes in Berkersheim, sowie der Ehevorbereitung. Danke auch den Kolleginnen im Pfarrbüro für die Ermöglichung so vieler Aktivitäten und deren Organisation und Abwicklung. Und nicht zuletzt den Kolleginnen und Kollegen des Pastoralteams, die sich der fruchtbringenden Zusammenarbeit und dem ehrlichen und offenen Austausch, sowie der steten Ergänzung meines Fehlens verpflichtet wissen.

Meinen Dienst in der Pfarrei hier muss ich beenden, geeint sind wir weiterhin im gemeinsamem Dienst des Aufzeigens des Reiches Gottes im Hier und Jetzt. Dazu erbitte ich Gottes reichen Segen für Sie persönlich, genau wie für diese Gemeinde und bin dankbar, wenn Sie diesen auf mich und mein Wirken erflehen. Ich würde mich freuen, im Gottesdienst zu meinem Abschied am 10. November 2024 um 11:00 Uhr in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit dies persönlich tun zu können und Lebewohl zu sagen.

Clemens Weißenberger